11 Juni 2009

Mailand-Sanremo 2009

Dieses Jahr war ich unsicher, ob ich mich zum 3. mal bei meinem Lieblingsrennen anmelden soll. Ich hatte mich ganz bewusst dazu entschieden, 2009 weniger Rad zu fahren, als die letzten Jahre und sozusagen eine Pause einzulegen. Die Transalp hatte ich gleich gestrichen, auch wenn es mit Sandra sicherlich wieder ein super Erlebnis werden würde. Nach dem Trainingslager auf Malle (Link) wollte ich mir dann doch ein Jahreshighlight im Radfahren setzen. Also was lag dann näher, als Mailand-SanRemo? Wolfgang konnte ich ebenfalls zum Mitfahren überreden, allerdings nur mit dem Begleitbus und nicht mit dem Fahrrad. Schnell war mit Andrew von Velotravel alles geklärt und ich konnte mich auf den Start am 7. Juni 2009 freuen.
In der Vorbereitung lief es dann aber nicht optimal. Zunächst kam der geniale Sardinienurlaub und ich war richtig gut drauf. Nach Ostern begann dann der Stress in der Firma. Somit hatte ich wenig Zeit zum Trainieren oder war einfach zu müde, um mich aufzuraffen. Auch waren andere Dinge wichtiger. So ließ ich den Griesheim Marathon aus, weil ich lieber den Abend zuvor auf der Hochzeitsfeier von Paula und Andi blieb. So fehlte mir eine Langstrecke in der Vorbereitung.
Der Mai war von Höhen und Tiefen geprägt. In der Firma gab es weiter viel zu tun, was aber mit schönen Erlebnissen und Erfolgen gekoppelt war. Privat war und bin ich emotional angespannt, aber das gehört nicht hierher. So versuchte ich trotz physischer und psychischer Belastung mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Allerdings hatte ich immer häufiger Zweifel und überlegte die Reise abzusagen. Wolfgang redete mir aber immer gut zu ohne mich zu sehr zu drängen.
Nach der Citybike-Verbandsfahrt hatte ich keine Lust mehr, denn ich merkte da, wie ausgelaugt ich war. Allerdings lief danach der Rhönmarathon in Bimbach ganz gut und die letzte Motivation holte ich mir am Dienstag vor er Abreise bei einer Ausfahrt mit Ray und Holger als wir das Modautal nur so herunterflogen. Also kann ich es ja doch noch und Streckenlänge liegt mir sowieso.

Samstag 6. Juni 2009
Morgens um 6 fahren Wolfgang und ich Richtung Karlsruhe, diesmal hatte ich alles gepackt, auch die Kontaktlinsen. Am Bahnhof in Karlsruhe sind wir die ersten, aber kurz drauf ist Andrew da und so ist mein "Schätzchen" als Erstes im Hänger verpackt. Beim Frühstück lernen wir zwei Idsteiner kennen, die zum ersten mal dabei sind. Da kann ich natürlich gerne von meinen beiden erfolgreichen Teilnahmen erzählen.

Mein Schätzchen
Mein Schätzchen im Hänger

Ziemlich pünktlich geht es los und ich treffe doch viele Wiederholungstäter aus den letzten beiden Jahren. Am Gotthard landen wir im Stau, haben aber noch Glück und verlieren nur 45 min. So kommen wir noch rechtzeitig für eine Stadtbesichtigung in Mailand an. Diesmal lasse ich bis auf den Foto alles im Bus, ich hab keine Lust noch mal alles geklaut zu bekommen. Wolfgang ist ja das erste mal dabei und so beschließen wir auf das Dach des Doms zu steigen um uns nicht nur die beeindruckende Baukunst anzusehen, sondern auch Mailand von oben zu genießen.

Mailänder Dom
Mailänder Dom

Mailänder DomMailänder Dom
Mailänder Dom

Festung Mailand
Festung Mailand

Dann geht es zu unserem Hotel, diesmal nicht das gleiche wie in den letzten beiden Jahren. Beim Ausladen reden wir nur vom Start und vom Wind, der echt heftig ist. Hoffentlich bläst er uns morgen nicht mit der gleichen Stärke entgegen. Leider sind wir die einzige Radgruppe im Hotel, sonst habe ich immer noch Starter aus Darmstadt getroffen. Aber das Hotel ist deutlich komfortabler und das Essen besser. Ich bin müde und gehe früh ins Bett.

Sonntag 7. Juni 2009
Früh klingelt der Wecker, ich habe gut geschlafen und stehe schon bald auf und schmeiße mich in das Citybike-Outfit. Um 5:30 gibt es Frühstück und ich verkneife mir den guten Orangensaft und die Milch im Kaffee, denn damit habe ich schon schlechte Erfahrung gemacht. Ich bin schon ein wenig nervös und richtig froh, dass der Wind zumindest im Moment eingeschlafen ist.
Kurz nach 6 Uhr rollen wir alle an den Start, fast schon Routine. Am Start stehen wir noch weiter vorne, als im letzten Jahr. Wolfgang und Raffael kommen auch noch vorbei und nun kann es losgehen.

Abfahrt zum Start
Abfahrt zum Start

Am Start
Am Start


Kurz nach 7 ist der Start, aus dem Stadion raus gibt es noch Geschiebe, aber dann geht das Rennen los. Ich muß ganz schön in die Pedale treten, schließlich möchte ich so lange wie möglich in der ersten schnellen Gruppe Anschluß halten. Im Ort hat es viele Kreisverkehre mit abstoppen und schnellen Antritten, das ist gar nicht mein Fall und ich hoffe, dass wir bald auf freier Strecke mit gleichmäßiger Geschwindigkeit sind. Ich halte mich ganz gut, allerdings denke ich, das Tempo ist schneller als im letzten Jahr. Ich versuche nicht ganz am Anschlag zu fahren und den Windschatten auszunutzen. Das Gerangel in der Gruppe ist aber ganz schön anstrengend, schließlich will ich keinen Sturz riskieren.
Eigentlich geht es mir ganz gut, aber nach einer guten Stunde fängt mein Magen an zu rebellieren. Das ignoriere ich eine Weile, doch dann passiert es, bei km 40 liegt mein Frühstück auf der Strasse und ich muß erstmal anhalten. So eine Scheiße, und was nun? Ich schließe mich der nächsten Gruppe an, aber so richtig gut geht es nicht und so muß ich Reißen lassen. Langsam rolle ich weiter, bis von hinten wieder eine größere Gruppe anrollt. Hier treffe ich Margit und Jochem vom VC Darmstadt, die ich immer bei diesem Rennen sehe, aber nie im Odenwald. Wir quatschen kurz, was aber bei der Geschwindigkeit nicht einfach ist. Ich bin mit meinen Gedanken und vor allem mit meinem Magen alleine. Es geht zwar besser, aber schon jetzt ist sicher, dass ich mein Ziel unter 10 Stunden nicht erreichen kann. Somit sinkt meine Motivation und ich denke an Ausstieg. Ich brauche mir nichts zu beweisen und so komme ich zum Schluß bei km 75 in den Bus zu steigen.

Endlose Strassen
Alleine auf endlosen Strassen

Radrennen
Im Rennen

Andrew ist schon überrascht, dass ich aufgebe, schließlich war ich in den letzten beiden Jahren ganz gut gefahren. Ich telefoniere kurz mit Wolfgang, der bereits mit Raffael im Ducato auf den Turchino gefahren ist. Natürlich ist er enttäuscht, aber er kann meine Entscheidung verstehen. Wir warten bis die Letzten unserer Gruppe vorbei gefahren sind und dann geht es im Bus weiter Richtung SanRemo. Andrew läßt mich in Masone raus und ich fahre hoch auf den Turchino zu Wolfgang, um dann im Ducato mitzufahren. So bin ich Erste am Turchino und jetzt könnte ich fast das Rennen (ausser Wertung) beenden. Allerdings hat der Wind aufgefrischt und es ist klar, dass die Küstenstrasse den vollen Gegenwind hat. Ich mag mich nicht quälen und geniesse das Rennen mal aus einer anderen Perspektive.

Tunnel am Turchino
Tunnel am Turchino

Die ersten Fahrer kommen durch den Tunnel, nur wirken diese gar nicht wie die Spitzengruppe, denn das Tempo läßt zu wünschen übrig. Doch kurz darauf rast dann eine Gruppe von 20 Fahrern an uns vorbei, das sieht schon eher wie die Spitzengruppe aus! Später erfahren wir, dass die erste Gruppe von den Führungsfahrzeugen falsch geleitet wurden und etwa 8 km in die falsche Richtung gefahren war. bevor die ganze Gruppe wenden mußte. Wie kann denn so etwas passieren???

Radrennen
Das Rennen

Die ersten der Velotravelgruppe kommen an und ich reiche Trinkflaschen und Bananen. Ingolf sieht mich und redet davon auch in den Bus zu steigen. Dieses Jahr ist der Wind eine echte Zusatzbelastung. Er steigt aber aufs Rad und macht sich an die geniale Abfahrt. Die wär ich auch gerne gefahren, aber ich stehe zu meinem Ausstieg. Ulrich kommt an fragt gleich nach "seinem" Italiener, als er uns sieht, doch der ist noch nicht durch. Also setzt er sich erstmal zu uns an den Verpflegungstisch.

Velotravel Verpflegungsstation
Velotravel Verpflegungsstation

Jetzt sehe ich den "Elch" durch den Tunnel kommen und kann meinen Augen kaum trauen. Was ist das denn für ein Rad? Wir quatschen kurz, bevor er sich Richtung Ziel aufmacht.

Elch und sein Rad!
Elch und sein Simplon

Unser Italiener ist immer noch nicht da, aber er wurde zumindest an der letzten Verpflegung gesehen. Ulrich macht sich auf den Weg, ihm ein Stück entgegenzufahren und kurz drauf sind auch beide wieder da. Nicolo hatte heftige Krämpfe ist aber gut drauf, sodass beide nach kurzer Verpflegungspause weiterfahren. Wir warten noch auf die letzten unsere Gruppe und packen dann ein, um ebenfalls nach SanRemo zu fahren. Ich döse zum Teil auf dem Rücksitz, ganz fit bin ich nicht und geniesse ansonsten die Landschaft. Wir überholen unsere Mitfahrer, allen geht es gut und keiner steigt ein. So sind wir gegen 17 Uhr im Ziel. Das hätte auch meine Zielzeit sein sollen...

Am Turchino
Blick vom Turchino

Rennfahrer
Via Aurelia

Es sind erst Wenige von Velotravel bisher angekommen, nicht nur der Wind, auch die Streckenverlängerung wegen Erdrutsch wie im letzten Jahr verhindern Bestzeiten unter 10 Stunden. Wolfgang und ich laufen zum Hotel und weil wir bis zum Essen viel Zeit haben, komme ich zum ersten mal dazu, einen Strandspaziergang in SanRemo zu machen.

Strand
Am Strand von SanRemo

Mittelmeer
SanRemo

Montag 8. Juni 2009

Was bleibt zu sagen? Es geht nach Hause, diesmal ohne Erfolg, aber mit dem sicheren Gefühl:

Ich komme wieder!